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wiki:bad_wuennenberg_helmern_045_1

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Helmern Haus Nr. 45


früher : Ükern, 33181 Bad Wünnenberg
→ siehe auch Haus Nr. 45, vo Anstreichers
→ siehe auch Haus Nr. 24, vo Heierwolfs

vo Heierwolfs, Wolfs

Wolfs Haus hat zwischen Franzmeggers und Wessels gestanden. Der Vulgoname Heierwolfs bezog sich ursprünglich auf Hermannus Wegener (bl. 1750) genannt Heerwufes. Seine Nachfolger waren Bettler und Taglöhner Joseph Lippegaus (* 1742, † 1827) und Taglöhner Josephus Lippehaus (* 1793, † 1837). Dann zieht Familie Lippehaus in ein neues Haus Nr. 87 um, und hier zieht Ackerwirt und Tagelöhner Anton Finke (* 1799, † 1856) aus Stümmels Haus ein, gefolgt von Ackerwirt und Taglöhner Hermann Finke (* 1825, † 1890) und Ackerwirt Martin Kaup (* 1861, † 1923) aus Wendgeims Haus. Die Familie Kaup war kinderlos, so dass Anton Kaup aus Wendgeims Haus Erbe des Vermögens wurde. Das Haus hat gebrannt, und Anton Kaup zog im Jahr 1932 in ein neues Haus mit der Nr. 162 Im Stehbusch um. Das Grundstück wurde Wessels zugeschlagen. Heute steht eine Scheune auf diesem Platz.

Personen

  • Ackerknecht Gefreiter Martin Kaup, * 15. März 1891, bei der Infanterie als Gefreiter im Füselier Regiment 39, 6. Kompanie gedient, am 1. Weltkrieg teilgenommen, † 24. Februar 1919 gestorben im Lazarett 9, 4 im Lyceum von Laon in französischer Gefangenschaft in Folge Krankheit

Besondere Ereignisse

  • 1838 brannte das Haus ab
  • 1887 Herman Lüns stirbt einen grausamen Tod auf dem Weg nach Hause. Davon berichten auch die Ortschroniken von Wünnenberg und Büren.

Ein schrecklicher Arbeitsunfall

Unter dem Jahr 1887 steht in der Chronik der Gemeinde Helmern eine höchst seltsame Eintragung, als wäre sie wie aus einem modernen Halloween Kinofilm mitgeschnitten: „In der Nacht vom 5. zum 6. des Monats Dezember wurde ungefähr 1½ Kilometer hinter Wünnenberg der kopflose Leichnam des Knechtes Hermann Lüns, welcher in Diensten des Sägemühlenpächters Jürgens zu Wünnenberg stand, auf der Chaussee gefunden. (Lüns, aus dem Hause Nr. 45 von hier.) Die sofort noch in der Nacht nach dem Kopfe angestellten Nachforschungen blieben erfolglos. Erst am anderen Morgen fand man denselben kurz vor Büren, ungefähr 1½ - 1¾ Stunden von dem Rumpfe entfernt, ebenfalls auf der Chaussee wieder.“

Was war passiert? Nimmt man noch die Chronik der Stadt Büren in die Hand, so weiß man mehr. Ein Unglücksfall. Grausam war es trotzdem.

Taglöhner Hermann Lüns war ein junger Familienvater im besten Mannesalter. Er heuerte als Fuhrknecht beim Wünnenberger Sägemühlepächter Jürgens an. Am 5. Dezember 1887 hatte er den Auftrag, den Vierspänner vom Bahnhof Geseke nach Wünnenberg zurück zu bringen. Es war eine Leerfahrt. Es ist nicht bekannt, ob er vorher Ware nach Geseke gebracht, dort vielleicht auf das Entladen gewartet und währenddessen in der Bahnhofskneipe einige Gläser Brandwein über den Durst getrunken habe. So war das ja früher. Man hatte bei der Arbeit viel viel Zeit, man traf sich und tauschte sich stundenlang aus. Hat er vielleicht auch auf den Güterzug gewartet, oder hat er nur ausgeliefert? Wer weiß.

Auf jeden Fall, es wurde schon dunkel als er brandweinselig und zufrieden seinen Rückweg antrat. Die Pferde kannten den Weg auswendig, er musste nicht besonders viel tun. Müde und angetrunken ist er auf dem Kutschersitz eingenickt, der Wagen trottete gemächlich weiter Richtung Heimat. Auf dem Wege zwischen Keddinghausen und Büren muss es wohl passiert sein. Der Kopf sank immer tiefer, der schlafende Körper rutschte immer mehr, kippte schließlich zur Seite. Der Geisterkutscher merkte nichts von der bedrohlichen Situation, bis es wohl zu spät war. Der Kopf geriet ins Vorderrad, ein kleiner Ruck, die Pferde zogen unbeirrt weiter, menschlicher Hals und Nacken, dem Druck nicht gewachsen, gaben nach. Der abgetrennte Kopf blieb auf der Stelle liegen, der leblose Körper hing noch eine Stunde lang mit den Beinen in der Deichsel.

Kurz vor der Jürgen'schen Mühle bei Wünnenberg löste sich dann auch die gruselige Fracht vom Geisterwagen, so dass Rumpf und Kopf einige Kilometer weit auseinander lagen. Herrenlos kehrte der Vierspänner wohl heim. Die Dorfleute schrekten auf, aber die Nachforschungen blieben vorerst ergebnislos - die Sache wurde erst am nächsten Morgen aufgeklärt.

Was bleibt noch umterm Strich? Schwacher Trost: Der verunglückte Mann war bei einer Unfallversicherungsgesellschaft versichert. Einerseits erstaunlich, dass damals schon Arbeitnehmer unfallversichert sein konnten. Andererseits muss man sich die Frage stellen, wie treffsicher die pathologischen Diagnosen der damaligen Zeit sein konnten? Wohl kaum der Rede wert. Hat der arme Fuhrknecht wirklich in der Bahnhofskneippe so maßlos gezecht, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne war? Oder wurde ihm vielleicht ein Herzversagen, ein Schlaganfall, oder eine Lungenembolie zum Verhängnis? Wer weiß, wir werden es nicht mehr herausfinden. Auf jeden Fall ist der schreckliche und tragische Tod des Familienvaters Hermann Lüns aus heutiger Sicht als ein trauriger und erwähnenswerter Arbeitsunfall anzusehen, der es in die Chroniken von drei verschienenen Orten geschafft hat: Helmern, Wünnenberg, Büren.

Karten

1830 - Feldhandriss Atteln

Kreis Büren - Gemarkung Helmern 1920

Kreis Büren - Gemarkung Helmern 1959

Karten

TK 25 1837 Karte

TK 25 1922 Karte

TK 25 2000 Karte

Karte Google Maps 2020

Helmern x / Google Maps

Dokumente

Feldhandriss Bürgermeisterei Atteln 1830

Kreis Büren - Gemarkung Helmern 1920

Kreis Büren - Gemarkung Helmern 1959

Quellen

  • Hubert Dahl und Dr. Konstantin Trachos: Die Hausnummern in Helmern, Nr, 1 - 163, Helmern, 2016, ISBN 978-3-00-053384-6
  • Hubert Dahl und Dr. Konstantin Trachos: Häuser und Familien in Helmern - Nr. 1 bis Nr. 192, Darstellung der historischen Häuser Helmerns und deren ältesten Bewohner ab dem 17. Jahrhundert, Stadt- und Kreisarchiv Paderborn
  • Hubert Dahl und Dr. Konstantin Trachos: Chronik der Gemeinde Helmern 1808 bis 2015 mit Anhang, Helmern, 2017, ISBN 978-3-00-057174-9
  • Stadt Wünnenberg, Chronik Wünnenberg, Band 1, 1817 - 1903, Stadt- und Kreisarchiv Paderborn
  • Stadt Büren, Chronik Büren, 1886 - 1919, Stadt- und Kreisarchiv Paderborn

Verweise

Auskünfte

Auskünfte über weitere ausführliche Unterlagen in digitaler Form zum Hof erhalten Sie unter:

                           kt2207@westfalenhoefe.de
wiki/bad_wuennenberg_helmern_045_1.txt · Zuletzt geändert: 2023/12/29 12:01 von kt2207

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